Materialien
Gespräche führen
DU selbst bist die Kampagne! Mit wenig Arbeit von DIR können alle studentischen Beschäftigten Berlins langfristig profitieren.
Die Gewerkschaften ver.di und GEW wollen und werden einen neuen Tarifvertrag verhandeln, wenn WIR – die studentischen Beschäftigten Berlins – sie und UNS stark genug machen.
Sprich mit deinen Kolleginnen und Kollegen! Sie müssen wissen, dass wir eine einmalige Chance haben, nach 15 Jahren Stillstand endlich einen neuen, besseren TV Stud zu verhandeln.
Mach dich stark für die Ziele der Kampagne! Die 8000 studentischen Beschäftigten sind die Stützen der Berliner Hochschullandschaft. Es wird Zeit, dass sie wieder als vollwertige Mitglieder der Hochschulen angesehen und respektiert werden.
Kernbotschaft
Das sind die wesentlichen Informationen, von denen wir glauben, dass deine Gesprächspartner*innen sie haben sollten:
Dem einzigen Tarifvertrag für studentische Beschäftigte in ganz Deutschland geht langsam aber sicher die Puste aus, weil seit 2001 weder das Gehalt erhöht noch irgendwelche anderen Verbesserungen vorgenommen wurden. 15 Jahre ohne Steigerung bedeuten dank Inflation (z.B. Mietsteigerung) real mindestens 20 % weniger Lohn für die gleiche Arbeit.
Wir wollen deshalb auf jeden Fall:
- eine deutliche Lohnerhöhung jetzt sofort,
- die auch berücksichtigt, dass seit 2004 kein Weihnachtsgeld mehr gezahlt wird,
- und eine regelmäßige Lohnsteigerung – wie bei allen anderen Hochschulbeschäftigten auch.
Die Gelegenheit dafür ist so gut wie lange nicht, weil:
im September 2016 Wahlen in Berlin sind und die Politik einem_einer besser zuhört als sonst. im Zuge der Wahl war der TV Stud ein relevantes Thema und wir haben es in den Koalitionsvertrag geschafft.
- ab Ende des Jahres über die neuen Budgets der Hochschulen verhandelt wird und unsere fällige Lohnerhöhung vom Land gegenfinanziert werden kann.
- inzwischen ca. 8000 studentische Beschäftigte an den Hochschulen arbeiten: in der Lehre, Forschung, Bibliothek, IT, Verwaltung, etc. Wir sind buchstäblich nicht mehr wegzudenken; gute Voraussetzungen, um einiges durchzusetzen.
Tarif-Auseinandersetzungen werden aber nicht in der Theorie und nicht durch Beschlüsse oder gute Argumente gewonnen, sondern über Durchsetzungsfähigkeit. Das heißt, je mehr Leute sich engagieren und in einer Gewerkschaft organisieren (denn nur die können Tarifverträge schließen), desto mehr werden wir erreichen. Umgekehrt: Mit den wenigen Leuten, die bisher organisiert sind, erreichen wir gar nichts. Deshalb gibt es jetzt die „Operation Orgagrad +1000“, also das Ziel, 1000 neue Leute in die Gewerkschaften und viele davon auch ab und zu auf die Straße zu bekommen. Das Signal kommt bei den Hochschulen an. Wenn wir das schaffen, kriegen wir auch den Tarifvertrag hin.
Argumente für den Gewerkschaftseintritt
Das Hauptziel deiner Gespräche ist aus unserer Sicht, Leute zu aktivieren. Das heißt nicht nur, aber auch, sie für einen Gewerkschaftsbeitritt zu interessieren.
- Nicht einsam, sondern nur gemeinsam kann man was ändern/verbessern.
- Auch nach der Uni wirst du die Gewerkschaft gebrauchen können.
- Rechtsberatung und Rechtsschutz, der im Einzelfall über die Beratungskompetenz und Handlungsmöglichkeiten der Personalrät_innen hinausgeht
- sehr vielfältige Schulungsangebote, die für Mitglieder kostenfrei sind, sonst aber sehr viel Geld kosten
- Mitgliedschaft für Studierende zu einem sehr günstigen Preis (max. 1 % vom Bruttoeinkommen im Monat).
- In der Kampagne gibt es für alle Beitritte auch noch Sonderkonkditionen: Die GEW nimmt nur 2,50 Euro im Monat, bei ver.di kann man den Beitritt an die Bedingung knüpfen, dass die 1000 Mitglieder tatsächlich erreicht werden. Bis dahin zahlt man also gar nichts.
- Vernetzung & Solidarität
- Selbst ganz nüchtern betrachtet rechnet es sich: Schon ein Tarifabschluss von 5-10 % bringt ein Vielfaches dessen, was die Mitgliedschaft kostet. Ohne Mitglieder gibt es aber keinen Tarifabschluss. Die Investition lohnt sich also.
- Mann kann unkompliziert austreten oder in eine andere Gewerkschaft wechseln.
- Für jedes von dir geworbene Mitglied bekommst du bei ver.di 15 Euro oder bei der GEW eine bunte Auswahl an Sachprämien – die Kosten deiner Mitgliedschaft kannst du so schnell wieder ausgleichen.
- Gewerkschaften finanzieren sich allein aus den Beiträgen ihrer Mitglieder und eventuellen Spenden. Wenn du also willst, dass endlich etwas passiert und wenn du das, was bereits gelaufen ist, gut findest, dann ist die rationale Bereitschaft für die Beitragszahlung bereits vorhanden.
Mögliche Gegenargumente und Antworten darauf
Es gibt ein paar nachvollziehbare und einige weniger nachvollziehbare Gründe, am Sinn unserer Kampagne zu zweifeln. Hier findest Du die häufigsten und ein paar gute Antworten darauf.
- Wenn mein Lohn erhöht wird, bekomme ich weniger Bafög. → Das heißt aber auch: weniger, was nach dem Studium zurück gezahlt werden muss! Bei höherem Lohn und fallendem Bafög hat man im Monat gleich viel zur Verfügung und hat nach dem Studium weniger Schulden. Alternativ: Möglichkeit Stunden zu reduzieren.
- Krankenversicherung: Herausfallen aus der Familienversicherung. → Davon sind potentiell sehr viele betroffen, auch Tarif-Ini-Mitglieder. Daher werden wir keinen neuen Tarifvertrag abschließen, dessen Konditionen dazu führen, dass Leute durch die Krankenversicherung im Monat weniger Geld raushaben als jetzt, also müssen wir entweder eine Lohnerhöhung, die die Kosten der KV abdeckt und/oder eine geringere monatliche Arbeitszeit erreichen. Inzwischen ist die Einkommensgrenze bei der Familienversicherung so hoch (498,33 im Monat), dass man bei einer 40-Stunden-Stelle selbst mit einer kräftigen Lohnerhöhung noch drunter bleibt, und sie wird jedes Jahr etwas erhöht. 12,45 maximaler Stundenlohn bei 40 Std/Monat
- Ich bin sowieso fast fertig mit dem Studium / mein Vertrag geht nur noch x Monate. → Ja, und wenn du dann irgendwo zu arbeiten anfängst, wirst du hoffentlich von einem Tarifvertrag profitieren, den mal Leute solidarisch durchgesetzt haben. Wenn wir überall immer von vorne anfangen müssten, würden wir nicht sehr weit kommen. / Du hast während deiner ganzen Beschäftigung von den Bedingungen profitiert, die von anderen vor dir erkämpft wurden: Lohn, 2 Jahre, Fortbestehen des Berliner Tutorenmodells / Egal, ob Du in oder Außerhalb der Wissenschaft arbeiten willst: Die Gewerkschaft kannst Du immer brauchen. Du kannst aber noch alle deine Kolleginnen ansprechen. Die betrifft’s ja noch.
- Auch ohne Beitritt / Engagement gibt es mehr Lohn beim Tarif-Abschluss. → Stimmt, aber erstens gibt es keine Tariferhöhung, wenn nicht genügend Leute beitreten und zweitens sorgt jedes Prozent an Organisationsgrad und Beteiligung an Aktionen für einen besseren Abschluss. Das Geld, das Du für die Gewerkschaft ausgibst und die Zeit, die Du bei einer Aktion aufbringst, hast Du dann locker mehrfach wieder raus.
- Den Tarifvertrag gibt es doch auch ohne Gewerkschaft. → Eigentlich nicht. Nur Gewerkschaften können Tarifverträge abschließen, keine Fachschaft, kein AStA, kein Berufsverband. So steht es im § 2 des Tarifvertraggesetzes. Wenn du also für einen Tarifvertrag bist, dann geht das nur mit und durch Gewerkschaften.
Zu allgemeinen Argumenten über Gewerkschaftsbeitritte sei auch auf diese ausführliche Broschüre von ver.di verwiesen.
Gesprächsabschluss
Verbeiße dich nicht in ein Gespräch, weder mit denjenigen, die in allem deiner Meinung sind und mit dir schon mal den großen Streik im Detail durchplanen wollen, noch mit denen, die das alles für überflüssig oder für Quatsch halten. Ein freundlicher Dank für das Gespräch und der ehrliche Hinweis, dass du noch mit vielen anderen sprechen willst, genügt meist, um das Gespräch positiv abzuschließen.
Je nachdem wie das Gespräch ausgeht, solltest du Kontaktdaten mit deinen Gesprächspartner*innen tauschen. Diese kannst du in einem Kontaktbogen sammeln.
Eine konkrete Vereinbarung steht idealerweise am Ende des Gesprächs, z.B.:
- Gesprächspartner*in will auf den Newsletterverteiler
- Gesprächspartner*in kommt zum nächsten Treffen/ zur nächsten Aktion
- Gesprächspartner*in tritt der Gewerkschaft bei (vielleicht mit Bedenkzeit: dann anfragen, ob wir sie/ihn in 2 Wochen noch einmal kontaktieren und nachfragen dürfen)
- Gesprächspartner*in nimmt Material mit, um es im eigenen Umfeld auszulegen / zu verteilen.
Das geht aber nicht immer. Wer keine Zeit / keine Lust / kein Interesse hat, der hat aber durch Dein Gespräch immerhin schon mal von uns gehört und einen positiven Eindruck bekommen. Das ist auch schon viel wert.
Also los!
Vielen Dank, dass du dich als Multiplikator*in an unserer Kampagne beteiligst. Wir sind sehr interessiert an den Erfahrungen, die du mit unserem Kit machst. Das hier ist ein Work-in-progress und soll weiter verbessert werden. Schicke uns daher gerne Kritik oder Anregungen an: info@tvstud.berlin