Am 9. Juni fand an den Berliner Hochschulen und Forschungseinrichtungen DIE Prestigeveranstaltung des Jahres statt: Die Lange Nacht der Wissenschaften. Rund 70 wissenschaftliche Einrichtungen in Berlin und Potsdam präsentierten dort von 17 bis 24 Uhr einer breiten Öffentlichkeit, in welche Innovationen sie in den letzten Jahren investiert haben, wie zum Beispiel Roboter, die dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller Bier einschenken können.
Unerwähnt bleibt dabei, dass die Lange Nacht der Wissenschaften zu großen Teilen auf der unterbezahlten Arbeit von studentischen Beschäftigten beruht, die über das Jahr hinweg wichtige Beiträge zu den vorgestellten Forschungsprojekten erbringen, aber auch am Veranstaltungstag Wochenendarbeit teils ohne Zuschläge leisten. Wir haben die Lange Nacht der Wissenschaften deshalb großflächig bestreikt und klar gemacht: Die LNDW ist in Wirklichkeit die Lange Nacht der Ausbeutung!
Gleich zwei zentrale, prestigeträchtige Veranstaltungen konnten aufgrund unseres Protests nicht stattfinden: Der Science Slam zum Auftakt der LNDW an der FU sowie der Science Slam im Audimax der TU, der die Lange Nacht traditionell abschließt. An der FU waren neben einem breitem Publikum auch die Kanzlerin der FU Andrea Bör, die Präsentin der HU Sabine Kunst sowie der Regierende Bürgermeister Berlin Michael Müller und der Staatssekretär für Wissenschaft und Forschung Steffen Krach anwesend.
Diese Verantwortlichen haben wir zur Rede gestellt und wollten das Zugeständnis, dass wir endlich einen fairen Tarifvertrag mit nachhaltiger Lohnentwicklung bekommen. Wieder einmal wurden wir mit der Beteuerung abgespeist, man habe ja Verständnis für unsere Forderungen, könne aber keine festen Zusagen machen. Das haben wir mittlerweile schon zu oft gehört! Deshalb sahen wir uns gezwungen, die LNDW mit weiteren Aktionen zu stören. Ein persönliches Empfangskomitee bekam beispielsweise der Präsident der TU Christian Thomsen, der einen ganzen Reisebus voller VIP-Besucher*innen eingeladen hatte.
Dass wir mit unseren Aktionen eine breitere Öffentlichkeit erreicht haben, zeigen zwei Beiträge des RBB zur Langen Nacht der Ausbeutung und zu unserer vorhergehenden Streikwoche, der in der Abenschau vom 9. Juni ausführlich über unseren Megastreik und über unseren Streik-Slam berichtete. Wir wollten das öffentliche Forum der LNDW aber auch nutzen, um für Fragen ansprechbar zu sein. In Reaktion auf unsere Aktionen erhielten wir viel Zuspruch, aber auch Kritik. Deshalb haben wir in einem Video noch einmal zusammengetragen, warum wir uns für einen konfrontativen Kurs bei der LNDW entschieden haben:
Neben unseren Aktionen fielen durch den Streik der studentischen Beschäftigten viele geplante Veranstaltungspunkte aus. So fanden an der TU beispielsweise Veranstaltungen im Bereich der Physik und Informatik und am ZIFG nicht statt. Andere streikten aus Solidarität mit uns, so wie ein Stand des Masters Public History an der FU zu 50 Jahre 1968er Bewegung. Wir haben also bei der Langen Nacht der Ausbeutung gezeigt: Ohne studentische Beschäftigte bleibt vom Wissenschaftsbetrieb nicht mehr viel übrig!